Wallrabs ist ein Stadtteil der Südthüringischen Kreisstadt Hildburghausen. Man kann schon stolz sein in einem Dorf zu wohnen, das im Jahr 2019 1111 Jahre alt ist. Nur wenige Orte in der ehemaligen Pflege Coburg können so ein Alter vorweisen. Das führt dazu, dass sich um die Gründung des Ortes, der Namensgebung und Geschichte so allerlei Sagen ranken, die alle wohl einen Kern Wahrheit
beinhalten, aber doch nicht immer so historisch belegbar sind. So ist es auch mit Wallrabs, seiner Namensgebung und Entstehung. Dass Alter des Ortes wird mit einer Urkunde vom 9. Juli 908 belegt, die im bayrischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt wird. Sie ist in lateinischer Sprache auf Pergament abgefasst und besagt im Wesentlichen folgendes: „Der letzte Karolinger Ludwig das Kind schenkte dem Kaplan Martin des ostfränkischen Herzogs und Markgrafen Purchard auf Bitten des Herzogs und des königlichen Ministerialen Chuonrat das Königsgut in loco Walahrames-winida im Gau Grabfeld zu freiem Eigen. Ausgestellt ist das Dokument in Tribur.
Um den Ursprung des Namens zu erklären, hat man den Namen = Walarameswinida auseinander dividiert und dabei folgende Feststellung getroffen: Wal; alt hochdeutschen bedeutet Wahlstatt = Leiche- oder Schlachtfeld, ram = alt hochdeutsch = raben = der raben Rabe, daher Walahram, Walram = Rabe des Schlachtfeldes winida = winid ;der Wende; so ergibt der Name Walahrameswinida = zu den Wenden des Walram.
Im Jahre 531, dem Sturz des Thüringer Königreichs durch die vereinigten Franken und Sachsen fiel Südthüringen an Franken. In der Folgezeit drangen fränkische Edelleute auf der uralten Straße an der heutigen Feste Heldburg und am Straufhain vorbei entweder über den Wachtelrangen durch das Jörgental oder den Stressenhäuser Grund zur Werra vor, um hier Stützpunkte zu errichten. Ein königlicher Dienstmann mit dem Namen Walram legte einen befestigten Meierhof an und holte dann slawische Wenden, die nach 600 aus dem Itzgrund über die Gruber Höhe bis in die Eisfelder Höhe vorstießen, als Arbeiter und Hintersassen heran. Die Wenden siedelten sich ihrer völkischen Eigenart entsprechend in der Rundlingsform an mit der Weth – dem Dorfteich – in der Mitte.
Wer das heutige Alt-WalIrabs genau betrachtet, kann das heute noch feststellen. Für das Dasein der Wenden zeugen zwei eindeutige Beweise. Beim Bau der Marienstraße im Jahre 1824 wurden am Fuße des Stadtberges slawische Gräber mit den typischen Grabbeigaben entdeckt. Den sichersten Beweis liefert der Ortsname selbst, denn er bedeutet: Zu den Wenden des Walram.
Als älteste Besitzherren unserer Gegend werden gewöhnlich die Grafen von Wildberg genannt, deren Burg in den Haßbergen thronte. Konrad von Wildberg unterfertigte 1279 im Steinhaus (Rathaus) zu Hildburghausen eine Urkunde, mit der er den Zehnt zu Siegehards (Siegritz) dem Kloster Trostadt vermachte. Möglich ist aber auch eine Zugehörigkeit zu Henneberg-Coburg, das im 13. Jahrhundert bis an den Straufhain mit Umgebung vorrückte.
Erst 1312 gibt es klare Angaben. Da war Landesherr der Pflege Coburg Graf Bertold VII von Henneberg-Schleusingen, der 1324 Hildburghausen die Stadtrechte verlieh.Im Mittelalter vollzogen sich dauernde Besitzveränderungen durch Kauf, Tausch, zumeist aber durch Heirat. So stand Hildburghausen mit Wallrabs kurze Zeit unter Brandenburg und unter der Burggrafenschaft Nürnberg. 1374 fielen die Ämter Heldburg, Hildburghausen, Eisfeld und Ummerstadt als Heiratsgut an den Landgrafen Balthasar von Thüringen. Ab 1586 bestand das Herzogtum Coburg. Zu diesem gehörte dann das Amt Heldburg mit der Cent Hildburghausen. Die Cent umfasste 23 Ortschaften, darunter auch Wallrabs. Die Verordnungen der Regierung wurden vom Schosser zu Heldburg an die Centgrafen (Richter und Verwalter) weitergeleitet. Erst 1640 wurde Hildburghausen dann eigenes Amt mit einem Amtsverwalter.
Wallrabs war ursprünglich ein reines Bauerndorf. Die Flur, arm an Wiesen und Wald, verteilte sich auf 12 ½ geringe Güter von schlechter Bodenqualität. Die Güter bewirtschafteten unfreie Bauern, sie standen zu größten Teil unter fremder Lehnsherrschaft. Vor der Reformation unterhielt das Kloster Trostadt einen Lehenshof in Wallrabs, seine 2 ½ Güter übernahm dann Wilhelm von Heßberg. Das 1530 von den Landständen konfirmierte und 1570 renovierte Erbbuch des Amtes Heldburg nennt als weitere Lehensherren die Adligen von Heldritt.Die Pfarrei Bürden besaß ¾ eines Gutes, die Vikarei „Unsere lieben Frauen“ zu Hildburghausen verfügte über 2 Güter und ¾ eines Gutes, der Gotteskasten zu Hildburghausen ebenfalls über Felder und Wiesen. Die Heldritter Adligen galten vor 1700 als Lehensherren von 6 ½ Gütern. Der Hauptmann Erdmann Bernhard von und auf Heldritt borgte von der Stadt Hildburghausen 400 Reichstaler und verpfändete dafür das Höhns- und Döpperts-Gut. Der Stadtrat konnte so als zeitweiliger Lehensinhaber diese Güter Wallrabser Bürgern übergeben.
1702 kaufte von Wallbrunn, Hofmarschall des Herzogs zu Hildburghausen, von den Heldrittern die Lehen. 1710 aber gingen dieselben Güter an den Stadtrat von Hildburghausen über. Die Stadt war jetzt rechtmäßige Lehensherrschaft mit allen Gerechtigkeiten. So mussten die Wallrabser gemäß dem Schankrecht ihr Bier nur von Hildburghausen beziehen. Die Vogteilichkeit berechtigte die Stadt zur Gerichtsbarkeit über leichte Fälle wie Grenzstreitigkeiten, Hausbeschwerden und dgl., während im Übrigen die Bauern centbar waren, d.h. dem Centgericht Hildburghausen unterstanden, zu dem sie auch einen Schöffen zu entsenden hatten.
Der Stadtrat verpflichtete im Dorf einen Lehensschultheißen, der als Mittelsmann neben einer geringen Steuer den Erbzins einzutreiben hatte. Jede Veränderung musste vom Lehensschultheißen dem Stadtrat zum Eintrag ins Lehenbuch mitgeteilt werden.
Genau so interessant ist die Bezeichnung der vorhandenen Güter, sprich Bauernhöfe. Wir kennen da das Dietz-Gut, das Döpperts-Gut, das Fenn-Gut, das Höhn-Gut, das Hütters-Gut, das Schlimmbachsgut und das Christophels-Gut.
Die damaligen Flurnamen zeigen uns, wie sich doch viele bis heute erhalten haben. Die Akte B 117 des Hildburghäuser Ratsarchivs gibt mit der Aufzählung der Lehensgüter eine Lagebezeichnung der Äcker und wiesen: Strickäcker, Grieß, auf dem Hopfenberg, auf dem Schlag, Hopfrangen, Höllgrund, Wasseräcker, Gückelsrain, Gewend, im Graben, Gänsäcker, Pfersdorfer Berg, oberer Grund, mittlerer Grund, krummer Weg, Weidig, kalter Berg, Hasenleite, Donnersgrube, Hirtenwiese, Teichental, dürre Wiese, Baumgarten, Steinrücken, Fröschwiese, Siegenhak, bei der Gaß, Eichlein, Krötenbeet, Zageläcker, Vöglerts, Leimengruben, Rodenbirnbaumäcker.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zählte Wallrabs 207 Einwohner. Sie bewirtschafteten 416 Ar. (gegen 500 Morgen) Feld, Wiesen und Wald. Die Schafzucht wurde stark betrieben, werden doch neben 92 Rindern, 73 Schweinen, 39 Ziegen immerhin 119 Schafe aufgeführt. Die Koppelhut reichte über den Stadtberg bis ins Jörgenthal. Auch die Marderwiese gehörte zur Hut.
Die Hörigkeit der Wallrabser Bauern dauerte immerhin bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Erst nach 1874 wurden die Bauern „frei“, als die bäuerlichen Feudallasten aufgehoben wurden. Mittlerweile hatten die Maschinen ihren Siegeszug angetreten und die Industrialisierung eingeleitet. Damit vollzog sich auch eine Strukturänderung in der Wallrabser Bevölkerung. Die bäuerliche Schicht trat zurück. Arbeiter, Handwerker und Angestellte machten nun den Hauptteil der Einwohnerschaft aus, bedingt auch durch die Nähe zur Stadt. Wallrabs ist fast mit der Stadt zusammen gewachsen. 1923 wird gegen den Willen der Wallrabser die Eingemeindung vollzogen. Diese währte aber nur ein Jahr. Danach erlangte Wallrabs, wie auch Häselrieth, Birkenfeld, Heßberg und Weitersroda, seine Selbständigkeit zurück.
Die Wallrabser Dorfordnung aus dem Jahre 1602 regelte das nachbarliche Verhalten in der Gemeinde. Jeder sollte Rücksicht auf die Feldfrucht des anderen nehmen, nicht mehr fremde Wiesen betreten oder darüber fahren, wenn das Heu gemacht wurde. Dasselbe galt für fremde Äcker, wenn das Getreide lag. Wurde Vieh zur Weth getrieben, so war darauf zu achten, dass kein Schaden
entstand. Wer dagegen verstieß, hatten den Schaden zu ersetzen und noch einige Schilling in die Gemeindkasse zu zahlen. Jedes Gemeindmitglied war verpflichtet, den mit dichtem Gestrüpp oder einem Baumstreifen beiderseits umsäumten Landwehrgraben ausräumen und fegen zu helfen, so oft es nötig war. Die Wallrabser Grenzstrecke reichte bis an die Leimriether Versteinung. Für die Aufnahme in den Ort wurde ein Nachbargeld erhoben, das 35 Gulden betrug, und beim Wegzug musste ein Abschiedsgeld von 12 Gulden berappt werden.
Die Instandhaltung der Wege war eine Angelegenheit aller Nachbarn. Wenn aufgerufen wurde, Steine zur Auffüllung der schadhaften Stellen zu fahren, musste jeder dem Gebot folgen. Den Kühbauern war gestattet, die Hälfe eines Pferdegeschirrs zu laden. Interessant auch eine weitere Regelung: Saßen die Männer nach Feierabend bei Bier oder Wein, so durften sie nur friedliche Gespräche
führen. Fing jemand einen Streit an, musste er das Zechengelage bezahlen.
Einst pilgerten Wallfahrer, von Hildburghausen kommend, auf dem Steinernen Weg zur Nokolaus- oder Niclaskapelle kurz vor Alt-Wallrabs. Hier legten sie am Altar des Beschützers der Wanderer und Reisenden ihre Spenden nieder und labten sich an dem frischen Quellwasser, das vor dem Kirchlein aus 2 Röhren in eine mächtige Steinschale sprudelte. Dann zogen sie durch die Weingärten hinauf zur „Kapelle der heiligen Ottilie“, die Patronin der Augenkranken. Die Kapelle wurde noch 1528 erwähnt. Dann verfiel sie. Die Steinquader fanden Verwendung zum Häuserbauen, so unter anderem auch zum Bau der Gastwirtschaft „Haßfurther“ und des Kreisamtes in Hildburghausen.
Der Berg, auf dem heute noch geringe Rudere des Heiligtums zu sehen sind, hieß ursprünglich Questenberg. Die Dorfleute tauften ihn um in Attelsberg (Ottilienberg). Heute ist es der Häselriether Berg.
Die Wallrabser wurden 1721 eingepfarrt in die Weisenhaus-Gemeinde der Hildburghäuser Neustadt, die nach der Vereinigung der Protestanten mit den französischen Reformierten 1774 die uniirte Kirche (heute Apostelkirche) weihte. Die Kinder von Wallrabs besuchten seit 1847 bis zur Auflösung des Lehrerseminars im Jahre 1928 die so genannte Übungsschule in Hildburghausen. Bereits 1847 hatte man den Gedanken einer eigenen Schule in Wallrabs gehabt. Das 1823 erbaute Gemeindehaus war dafür geeignet. Aber erst 1928 wurde der Wunsch zur Wirklichkeit. Bis 1945 gingen die Kinder in Wallrabs zur Schule.
Im Gemeindehaus arbeitete im Erdgeschoß ein Schmied, der für die bäuerliche Struktur der Gemeinde wohl der wichtigste Handwerker war. 1866 wurde in das Gebäude eine Hirtenwohnung eingebaut, in der auch mittellose alte Leute Unterkunft fanden.
Über das Alter des Glockenbrunnens am Dorfplatz, der nach einem Eintrag in Dorfbuch 1799 umbaut und mit der Steinkrönung versehen wurde, lässt sich leider nichts sagen.
Verheerend wirkte sich der 30-jährige Krieg im Werratal aus. Er brachte dauernde Einquartierungen von Freund und Feind mit sich, Beschaffung von Lebensmitteln für die Truppen, Futtermitteln für die Pferde, Erpressung von Ranzionen und Kontributionen. In der Dorfflur aufgefundene Hufeisen sollen von Kroatenpferden herrühren. 1637 bezog der kaiserliche General Isolani mit einem Regiment Kroaten Quartier in Hildburghausen und Umgebung. Was die Bauern säten, ernteten die verwilderten Söldnerscharen. Das letzte Stück Vieh wurde aus den Ställen gerissen, so dass sich mancher Bauer selbst vor den Pflug spannen musste, wenn er es noch vermochte. Viele Äcker lagen brach und verunkrauteten. 1635 herrschte solche Hungersnot, dass die Bauern Baumrinde zu Mehl verrieben und Katzen, Hunde, Eicheln und Gras verzehrten. Dazu kam noch die schlimmste Krankheit der damaligen Zeit, die Pest. Die Bevölkerung wurde dadurch stark dezimiert. Lebten zu Beginn des Krieges in Wallrabs noch 100 Menschen, so waren es 1650 nur noch ca. 60. 8 Güter lagen wüst. Von dieser schweren Heimsuchung erholte sich das Land nur schwer.
1806 trat das Herzogtum Hildburghausen dem Rheinbund bei. Das Herzogtum hatte dazu ein Kontingent von 200 Mann zu stellen, unter denen sicherlich auch junge Wallrabser vertreten waren. Im Befreiungskampf gegen Napoleon im Jahre 1813 kämpfte das Hildburghäuser Kontingent dann unter Feldmarschall Blücher gegen Napoleon. In den Jahren 1814 und 1815 beherbergte unsere Gegend durchziehende Preußen, Österreicher und starke Abteilungen russischer Truppen. Die russischen Truppen wurden als Landesbefreier begeistert empfangen. Auf das teure Jahr 1847, wo das Brot mehr als einen Gulden kostete und durch das Amt für das Dorf für 600 Gulden Getreide aus Odessa beschafft werden musste, folgte ein politisch bewegtes Jahr. Wie in allen anderen Orten, stellte auch Wallrabs 1848 eine Bürgerwehr auf mit 30 Mann Garde und 10 Mann Musik, ausgerüstet durch die Gemeinde mit langen Spießen. Wenn auch in Hildburghausen nicht der Brennpunkt der Revolution war, nahmen die Wallrabser Bauern doch an dem Hildburghäuser „Revolutiönchen“ teil. Am 6. Oktober fand eine Demonstration vor dem Rathaus statt, die der gewaltsamen Befreiung des inhaftierten Dr. Eugen Huhn galt. Der fanatische Republikaner Dr. Huhn war ein Mitarbeiter von Joseph Meyer und brachte das „Freie deutsche Volksblatt“ heraus. Die Freilassung erfolgte, nachdem Joseph Meyer 400 Gulden als Sicherungsbetrag hinterlegte.
Der Aufstand hatte böse Folgen. 116 Mann „Strafbayern“ rückten in Wallrabs ein, nahmen den Bauern die Waffen weg und quartierten sich für längere Zeit ein. Das war wiederum eine schwere Belastung für den Ort, mussten doch die Quartierleute die Verpflegung tragen.
Der 2. November 1858 war ein bedeutungsvoller Tag für die Bewohner des Dorfes. Fuhr doch der erste Zug mit 6 Wagen durch das Werratal. Er brachte unserem Gebiet den Anschluss an das entstehende Eisenbahnnetz und schuf damit die Voraussetzungen für die Entwicklung einer Industrie und eine wesentliche Belebung des Handels. 1888 fuhr dann das Schmalspurbähnchen nach
Lindenau-Friedrichshall durch Neu-Wallrabs direkt an den Fenstern der Anwohner der Römhilder Straße vorbei.
Die beiden Weltkriege legten den Wallrabsern schwere Opfer auf und brachten unsägliches Leid mit sich. Zwar blieben sie von dem Bombenangriff auf Hildburghausen am 23. Februar
1945 und der Beschießung am 7. April verschont, aber sonst hatten sie die furchtbaren Folgen des 2. Weltkrieges in all ihren Auswirkungen zu tragen.
Als Anfang April 1945 Hildburghausen und die umliegenden Ortschaften von amerikanischer Artillerie beschossen wurden, flüchteten die Wallrabser in ihre Keller oder in den Wald. Dem Umstand, dass sich bei der Einnahme des Ortes kein deutscher Soldat mehr darin befand, ist es zu verdanken, dass die Gemeinde keinerlei Schaden erlitt. Um Quartier für die amerikanischen Truppen frei zu machen, mussten die Einwohner der Römhilder Straße, der Dorfstraße und am Gries innerhalb einer Viertelstunde die Wohnungen verlassen.
Ende Juni 1945 zog die amerikanische Truppe ab und die Rote Armee rückte ein. Es kam wieder neues Leben in die Wirtschaft. Die Betriebe nahmen wieder die Arbeit auf. Es wurde
wieder aufgeräumt; Straßen und Brücken wieder gangbar gemacht.
Infolge des Mangels an Lehrkräften mussten die Wallrabser Kinder zunächst wieder in Hildburghausen zur Schule gehen. In Wallrabs selbst wurde als erste Einrichtung der Kindergarten wieder eröffnet und zwar nebenan in der so genannten FDJ-Bude.
Am 3. Mai 1945 wurde Herr Robert Müller durch den Landrat zum Bürgermeister von Wallrabs ernannt und eingesetzt. Da kein öffentliches Gebäude zur Unterbringung des Bürgermeisteramtes vorhanden war, erfolgte die Einrichtung des Amtszimmers in der Wohnung des Bürgermeisters. Daneben gab es noch einen Rechnungsführer, Herr Gotfried Dötsch, eine Schreibhilfe, Frau Herta Veit, und einen Ortsdiener, Herr Edwin Rüttinger. Am 29.9.1945 wurde der ernannte Gemeinderat in „Aktionsausschuss“ umbenannt.
Da große Not zu überwinden war und buchstäblich aus dem Nichts heraus dringendste Probleme gelöst werden mussten, wurde am 30.11.1945 die „Thüringen-Aktion gegen Not“ ins Leben gerufen und ein entsprechender Ausschuss zur Leitung der Aktion gebildet. Zum ersten Mal wurde ein Plan für die Landwirtschaft aufgestellt. Die Ablieferung der Landwirtschaftlichen Produkte machte große Schwierigkeiten, weil der Flächenplan von den Nazis verfälscht war und die angegebene Nutzfläche größer war, als die Gemeinde tatsächlich in Besitz hatte. So kam es, dass im Herbst 1946 mancher Bauer sogar sein Saatgetreide und sein Brotgetreide für den Eigenbedarf zur Ablieferung bringen musste.
Das politische Leben innerhalb der Gemeinde kam wieder in Gang. Bereits im September 1945 bildeten sich die Ortsgruppen der KPD und der SPD. Die übrigen Parteien, CDU und LDP, bildeten sich erst kurz vor der Wahl, die am 8. September 1946 stattfand. In den neu gewählten Gemeinderat zogen 15 Wallrabser ein. Im April 1946 schlossen sich die beiden Arbeiterparteien zur SED zusammen.
Infolge des Krieges gab es großen Mangel an Bekleidung, Schuhen und Heizmaterial. Da es keine Kohlen gab, musste Holz verschürt werden. Der Winter 1946/47 brachte lange große Kälte. Danach folgte anhaltende Trockenheit. Die Ernte war schlecht. Durch die Trockenheit ging viel junger Wald kaputt und musste abgeholzt werden. Heu und Stroh wurden knapp.
1949 gab es erneut eine lang anhaltende Trockenheit in deren Folge von Häselrieth kein Wasser mehr kam. So griff die Gemeinde zur Selbsthilfe und benutzte den Glockenbrunnen zur Wasserversorgung. Es wurde mit einer Pumpe Wasser ins Leitungsnetz gedrückt. Weiter wurde der Flutgraben ausgehoben und der Schulanbau in Angriff genommen.
Bei den Kommunalwahlen am 15. Oktober 1950 wurden erstmalig die in der nationalen Front vereinigten Kandidaten auf eine Liste gesetzt und gewählt. Die neue Gemeindevertretung war 12 Mann stark. Am 15.12.1950 wählte der Gemeinderat einstimmig Gerhard Wiegand zum Bürgermeister.
1951 zählte die Gemeinde 810 Einwohner. Die Gesamtfläche beträgt 352 ha, davon 200 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 108 ha wird forstwirtschaftlich genutzt, der Rest sind Wege, Straßen und Plätze.
Am 23.10.1951 fasste die Gemeindevertretung den Beschluss, die Schule in Wallrabs, die in 2 Klassen das 1. bis 4. Schuljahr erfasste, aufzulösen und die Schulkinder nach Hildburghausen einzuschulen. Damit konnte die Bildungs- und Erziehungsmöglichkeit wesentlich verbessert werden. Die freigewordenen Klassenzimmer wurden für den Kindergarten und ein Jugendheim genutzt. Auch das Bürgermeisteramt konnte nunmehr in das öffentliche Gebäude verlegt werden.Der Anbau an die Schule wurde 1952 fertig gestellt. Bereits 1950 stand die Eingemeindung von Wallrabs nach Hildburghausen auf der Tagesordnung und wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Auch 1956 gab es dafür keine Zustimmung.
Am 23. Juni 1957 fanden wieder Wahlen zur Gemeindevertretung statt. Im Zuge der weiteren Demokratisierung und im Interesse einer breiten Mitarbeit der Bevölkerung an der Lenkung und Leitung des Staates wurden dabei nunmehr 21 Abgeordnete gewählt. In dieser Zeit musste sich die Gemeindevertretung verstärkt den Landwirtschaftsfragen zuwenden. Die volle Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen war kaum noch zu garantieren, da durch Überalterung die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer Produktivität immer mehr zurückgingen. Die Zahl brachliegender Flächen nahm zu. Hinzu kam, dass die modernen Produktionsmittel und die Notwendigkeit einer Erhöhung der Produktion im Interesse einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern und der Industrie mit Rohstoffen drängten. Das war unter den Bedingungen einer kleinbäuerlichen Produktion nicht durchführbar, und es drängte nach einer Umwandlung zur modernen Großproduktion unter sozialistischen Bedingungen. Die Bauern lehnten jedoch die Bildung einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft vorerst noch ab. In einer Sitzung der Gemeindevertretung am 24.8.1958 befasste sich die Gemeindevertretung abermals mit der Perspektive der Landwirtschaft. Dabei wurde klar herausgestellt, dass der Ausweg aus der entstandenen Lage nur die Bildung einer LPG sein kann. Nach zahlreichen individuellen Diskussionen und beharrlicher Überzeugungsarbeit kam es dann am 25.9.1959 zur Gründung einer LPG. Die junge Genossenschaft gab sich den Namen „LPG 10. Jahrestag“ Hildburghausen und Umgebung.
Im Frühjahr 1960, als die durchgängige sozialistische Umwälzung in Angriff genommen wurde, gelang es, alle Betriebe mit über 1 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche zur genossenschaftlichen Arbeit zu gewinnen. Im Ort gründete sich eine 2. LPG, die nach dem Typ I arbeitete. Die Lebensfähigkeit dieser LPG war von vorneherein in Frage gestellt, so dass bald danach der Anschluss an die LPG „10. Jahrestag“ erfolge. Als sich im Mai 1968 dann die LPG „Am Goldbach Hildburghausen mit der LPG „10. Jahrestag“ zusammenschloss, war der endgültige Schritt zu einem leistungsfähigen sozialistischen Betrieb getan, der neben der tierischen und pflanzlichen Produktion auch eine moderne Gewächshausanlage in Betrieb nahm.
Danach hat sich die Organisationsform, infolge veränderter Bedingungen noch mehrfach geändert. Dien Landwirtschaft teilte sich in die LPG Pflanzenproduktion Beinerstadt und die LPG Tierproduktion Pfersdorf.
Große Anstrengungen wurden im Jahre 1969 gemacht, um mit Hilfe des NAW unser Dorfbild zu verschönern.Erwähnenswert sei hier nur der Bürgersteig entlang der Römhilder Straße.
Am 1 Januar 1969 kamen Häselrieth und Wallrabs zur Kreisstadt, kurze Zeit später auch Birkenfeld. Heute gehören zu Hildburghausen auch Ebenhards, Leimrieth, Häselrieth, Weitersroda, Bürden, Pfersdorf und Gerhardsgereuth. Ihre Eigenständigkeit gaben sie 1994 auf.
Kommunalpolitik wird heute in der Stadt gemacht. Immer wieder haben sich auch Einwohner des Ortsteiles Wallrabs beteiligt. Aus Wallrabs ist seit 1999 Ralf Bumann im Stadtrat Hildburghausen. An seiner Seite standen von 1999 bis 2004 auch Dr. Karl Dransfeld und Hansjürgen Steglich. Hansjürgen Steglich war bis Mitte 2004 auch Ortssprecher für Wallrabs.
Die politischen Wende 1989 ging auch an Wallrabs nicht spurlos vorüber. Viele Einwohner mussten sich neue Arbeitsstellen suchen. Die Landwirtschaft wird heute privat betrieben. Große Betriebe existieren nicht mehr. Die Gewächshäuser der Gärtnerei sind fast leer. Die Kuhställe an der Römhilder Straße sind fort. Zu finden sind dort nun ein Holzhandel, eine Tiefbaufirma, Auto- und Motorradwerkstätten, Getränkehandel, Planungsbüros, Landmaschinenhandel, Frisör, Elektrogerätehandel, ein Telefonladen und ein Discountmarkt. Gegenüberliegend stehen eine Tankstelle und ein
Autoteilehändler. Zu finden sind auch zwei Tischlereien und eine Malerfirma. An Gaststätten bestehen der“Haßfurther“, das „Spundloch“ und die Bikerkneipe „Route 66“. An der „Alten
Gärtnerei“ im Stressenhäuser Grund und an der „Roten Leite“ entstanden neue Wohnanlagen. Die Römhilder Straße wurde grundhaft ausgebaut. Am neuen Abwasserkanal, Straßenbeleuchtung und Gehwegbau hat die Stadt Hildburghausen die Anlieger finanziell beteiligt.
Im Jahre 2005 wurde in der Wallrabser Straße der Abwasserkanal neu verlegt. Anschließend bekam die Straße einen neuen Belag. Die Gehwege wurden leicht geschottert.Ob Wallrabs jemals in das Dorferneuerungsprogramm des Freistaates Thüringen kommt, ist fraglich. Aufgrund zahlreicher Bürgerproteste, die hohe Eigenbeteiligungen fürchten, ist wohl eher nicht damit zu rechnen. Dennoch ist die Stadtverwaltung bestrebt, Wallrabs für 2007/2008 in das Förderprogramm zu bekommen. Das Backhaus, insbesondere der Bockofen, die Alte Schule, die Wieth und der Dorfplatz sind sanierungsbedürftig. Immer wieder wird von den Wallrabsern auch die Befestigung der Gehwege gefordert. Ohne Zuschuss von Stadt und Land ist das jedoch nicht zu finanzieren.
Viele Arbeitsplätze gingen seit 1990 in Hildburghausen verloren. Die „Schraube“, der einst größte Arbeitgeber mit über 1200 Beschäftigten, steht nicht mehr. Neue Gewerbeansiedlungen konnten nicht den nötigen Ausgleich bringen. Daher sind viele Wallrabser gezwungen, auswärts zu arbeiten. Ein Großteil davon verdient sein Geld im benachbarten Bayern.
Einige Brände in jüngster Zeit haben die Wallrabser in Angst und Schrecken versetzt. Unlängst, in der Früh am 25. März 2006 brandte der Holzhandel Haßfurther & Langguth an der Römhilder Straße fast vollständig nieder. Wenige Tage später konnte der Brandstifter überführt werden. Wie zu erfahren war, hatte dieser; selbst Feuerwehrmitglied; im Frust über familiäre Probleme auch weitere 6 Brände gelegt.
Die Sanierung des Backhauses wurde im November 2012 abgeschlossen. Seitdem konnte der Ofen austrocknen und sich setzen. Am 22. Dezember war es nun soweit. Das erste Mal wurde im Backofen Zwiebelkuchen gebacken. Unter fachmännischer Anleitung des Meininger Ofenbauers begannen die Vorbereitungen und die ersten Backversuche. Das Ergebnis begeistert nicht nur die Männer vom Feuerwehrverein. Sie hatten bereits drei Tage vorher vorsichtig den Ofen angeschürt und am Samstag ihre Weihnachtsfeier mit dem Probelauf des Backofens verbunden. Die Generalprobe gelang.
Nachdem der Ofen noch einmal auf Temperatur gebracht wurde, kamen Zwiebelkuchen und Brote in die Röhre. Es dauerte nicht lange. Die fertigen Zwiebelkuchen und die Brote lagen durchgebacken und ohne verbrannte Kruste auf dem Brett. Den Backmeistern machte es sichtlich Spaß, mit dem neuen Stück zu arbeiten. Nur einmal mussten sie trockenes Reisig nachlegen, um die Backtemperatur zu halten. Bei 150 °C wurden dann noch viele Brote gebacken. Anschließend folgte ein Spanferkel. Auch das kam mit bestem Ergebnis wieder aus dem Ofen. Nun können die zukünftigen Backhausfeste unbesorgt stattfinden.